Getting to know: Twenty Tango Orchestrasvon David Thomas (2022) Seine Motivation formuliert er im Vorwort: So wie ihm als Jugendlichem die Beatles, deren Poster in seinem Zimmer hingen, ans Herz gewachsen waren, sollen uns Tangobegeisterten die großen Orchesterleiter und ihre Musiker vertraut werden, Tangomania, nur ohne Poster. Eine konsequente, klare Gliederung hilft dem Leser sich
schnell zurecht zu finden. Dazu werden die Orchester zunächst in vier Kategorien
eingeteilt. Den Orchestern selbst nähert sich das Buch in je vier
Abschnitten Die Abschnitte „Singers“ sowie „Musicians“ stellen
Musiker und Sänger des Orchesters vor. David Thomas informiert den Leser in angenehmem, gut
verständlichem, teilweise locker formuliertem Englisch, er
skizziert in knappen Zügen Biografisches, streift einige
Stationen der musikalischen Entwicklung und weist pro
Orchester auf fünf bis zwölf Hörbeispiele hin, die über
seine Homepage erreichbar sind. Dazu werden kleine Anekdoten und weniger bekanntes Detailwissen gemischt. Der Leser erhält eine brauchbare Einführung in die
wichtigen Orchester. Dies gelingt beispielsweise bei
D’Arienzo oder dem Orquesta Típica Victor recht gut,
insgesamt zieht das Konzept nicht. Der knappe Umfang des Buches verlangt eigentlich eine
Konzentration auf zentrale, wesentliche Aspekte. Zu oft füllt David Thomas sein Papier aber mit recht
inhaltsleeren und wenig zusammenhängenden Aussagen, es
drängen sich verwandtschaftliche Beziehungen, völlig
abgelegene Begebenheiten oder die Darstellung von
Querbezügen zu anderen Orchestern in den Vordergrund. Die
Beurteilung der Musik verbleibt sehr oberflächlich und
trifft oft nicht das Wesentliche. An manchen Stellen erweist sich die klare Struktur auch als lästiges Korsett: So verfügte nicht jedes Orchester über Spuren hinterlassende Musiker, etwas inhaltsleere Aufzählungen sind die Folge. Die Einteilung in Kategorien wie „einfach“ oder „lyrisch“ gibt zwar eine erste Orientierung, verstellt aber auch ein wenig den Blick auf die große musikalische Vielfältigkeit der einzelnen Orquesta Típica. Hinzu kommt die eine oder andere Ungenauigkeit, so spielt der Bandoneonist Héctor Varela bei David Thomas plötzlich Geige. „Twenty Tango Orchestras“ stellt eine übersichtliche, aber oberflächliche Einführung dar, erste Wahl bleibt das 2012 erschienene Standardwerk „Tango Stories: Musical Secrets“ von Michael Lavocah, das mit viel Leidenschaft, sicherem Blick und großem Detailwissen tatsächlich Tangomania auslösen kann. |
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