Orquesta Típica Julia de CaroTango ist auch MusikJulio de Caro11.12.1899 - 11.03.1980 StatusTango-Revolutionär Aufnahmen:rund 420 |
Mala junta - Sexteto Julio De Caro - 1927Eine schöne Diskografie findet sich hier: La Milonga di Alvin. |
Stilkomplex, dynamisch, rhythmisch, verspielt, expressiv Merkmalefrisch und überraschend, manchmal sperrig Spezialitätausdrucksstarke Violinsoli |
Größte Hits:El monito (1928) , Boedo (1928), Tierra querida (1927), Saca chispas (1938, Milonga) |
Sänger:Luis Díaz, Héctor Farrel |
Bedeutende Musiker:Alle! Pedro Laurenz, Pedro Maffia, Julio und Francisco de Caro wurden noch 1936 von den Lesern der Zeitung Sinfonía für das Allstar-Orchester ‚Los Vírtuosos’ als beste Musiker gewählt. |
Man schreibt D’Arienzo zu, dass ohne ihn die grenzenlose Tanzbegeisterung der 40er-Jahre, die die Existenz vieler Orchester erst ermöglichte, nicht stattgefunden hätte. Wer waren die jungen Männer, die den Tango so vorantrieben? Was war so neu, so anders, dass man die Tangomusik in eine Zeit vor und nach De Caro einteilt? |
Markenzeichen De Caros war eine sogenannte Stroh- oder Cornett-Geige. In Zeiten ohne elektrischer Verstärkung schätzten Musiker sie wegen ihrer Durchsetzungskraft. Julio erhielt seine Geige vom Präsidenten seiner amerikanischen Plattenfirma RCA-Victor, als dieser seine Stars in Argentinien besuchte.Nostalgias - 1936 - Instrumental |
El tango también es músicaJulio war das zweite von insgesamt zwölf Geschwistern einer extrem musikalischen Familie mit italienischen Wurzeln. Der standesbewusste Vater, Leiter eines Musikzentrums, bildete seine Kinder ehrgeizig in klassischer Musik aus und sah für sie eine universitäre Laufbahn vor.
Auf dem Weg zur AvantgardeZwischen 1918 bis 1923 spielten sowohl Julio als auch Francisco in wechselnden Besetzungen bei den besten Musikern der Zeit. Oft mussten sie sich aber auch mit Gelegenheitsjobs zufriedengeben. Im Frühjahr 1925 wurden die ‚jungen Wilden’ für die astronomische Summe von 6.000 Pesos pro Monat engagiert, um im Palais de Glace bei den Tanztees der Reichen aufzuspielen. Weil Julio, der am meisten Unternehmergeist zeigte, das gemeinsame Orchester unter seinem Namen bewarb, verließ Petrucelli das Orchester, Maffia blieb nur wegen seiner immensen Spielschulden. Recuerdo - 1926 - Instrumental
In der großen, weiten Welt1931 machte sich das Sextett auf nach Europa.
Der symphonische TangoAls die Musiker 1932 aus Europa zurückkehrten, fanden sie weit schwierigere Bedingungen vor. Durch den Einzug des Tonfilms verloren die Tango-Sextette der 20er-Jahre eine wesentliche Einnahmequelle. Die Wirtschaftskrise in Folge des Schwarzen Freitags von 1929 tat ihr übriges. Trotz des schwierigeren Umfelds vergrößerte De Caro sein Orchester und experimentierte weiter. Mit einer Show zur Geschichte des Tango, die noch mit Step-Tänzern aufgepeppt war, feierte er 1932 im ganzen Land große Erfolge.
1934 trat De Caro mit einem kleinen Symphonieorchester an. Mit noch anspruchsvolleren Kompositionen und Arrangements wollte er die Musik endgültig auf das Niveau von Jazz und Klassik heben. Holz- und Blechbläser, Harfe und Percussion trugen zu dem symphonischen Klang bei. Auch Derecho viejo steckt voller Überraschungen
Die Brüder griffen in der Folge vermehrt auf professionelle Arrangeure zurück und bereiteten damit sowohl der komplexeren Musik der Orchester der 40er-Jahre als auch den Klangexperimenten von Fresedo, Sassone oder Piazzolla den Weg.
Ende der 30er-Jahre folgten auch die Brüder De Caro dem von Juan D’Arienzo angestoßenen Trend und spielten traditionellere, gut tanzbare Musik. In der populärsten Phase des Tanzbooms gelang es dem Orchester nur teilweise, die Trends der Zeit publikumswirksam umzusetzen. Insbesondere die neue Bedeutung des Sängers in den 40er-Jahren konnte der Instrumentalist de Caro nicht überzeugend aufgreifen. Und es gelang De Caro letztendlich nicht, gute Sänger in sein Orchester zu integrieren. |
Die InnovationenWarum strömten die Fans Ende der 20er Jahre ins Stummfilmkino Select Lavalle, um das Sextett zu hören, ganz egal welcher Film gerade lief? Warum mussten die Musiker dasselbe Stück immer wieder spielen, weil das Publikum so begeistert war? Francisco, Emilio und Julio De Caro verfügten alle drei über eine klassische musikalische Ausbildung, Pedro Laurenz und Pedro Maffia zählten zu den besten Bandoneonspielern, auch die Bassisten Leopoldo Thompson und später Enrique Krauss waren extrem innovativ.
Exzellente MusikerNur durch ständiges Experimentieren und Verbessern erreichte das Sextett die bisher nicht gehörte Dynamik, ein gemeinsames An- und Abschwellen und kunstvoll eingebaute Rubatos, also Verzögerungen und Beschleunigungen. Der Pianist Francisco spielte nicht nur gemeinsam mit dem Bass den Beat, wie es damals üblich war, sondern er gestaltete kleine Soli, verband Phrasen durch Zwischenspiele und klangliche Verzierungen. Pedro Maffia und Pedro Laurenz begeisterten ihr Publikum mit ausgefeilten, schnellen Bandoneon-Soli am Ende der Stücke, den sogenannten Variaciones. Sie verfeinerten die Bandoneon-Technik des Arrastres, d.h. des Anschwellenlassens von Tönen.
Komplexe ArrangementsDie Arrangements ließen die Melodie zwischen den Instrumenten hin- und herwandern, die Kompositionen enthielten Gegenmelodien, die harmonisch auf der leiser gespielten oder gezupften ersten Melodie aufbauten. Tonartwechsel und kompliziertere harmonische Abfolgen erweiterten die musikalischen Möglichkeiten.
Neue SpieltechnikenNicht nur Leopold Thompson am Bass entwickelte neue, perkussive Spieltechniken wie das Schlagen mit dem Bogen, das Streichen über den Bassrücken oder das Klatschen und Trommeln auf dem Basskörper. Der Tango der Brüder De Caro ist bei allem musikalischen Anspruch gleichzeitig immer sehr lebendig und verspielt. Man entdeckt in den Aufnahmen gemeinsames Lachen, Brüllen und Pfeifen, das Jammern einer Säge und sogar Korkenknallen. |
De Caro für TänzerDie meisten Aufnahmen entstanden in den 20er- und frühen 30er-Jahren, vor dem großen Tangoboom der 40er-Jahre. Diese Musik hat Energie, Dynamik und komplexe Strukturen – trotz oder wegen ihres musikalischen Reichtums ist sie für Tänzer zum Teil unbequemer und wird heute leider relativ selten gespielt. TangosDe Caro spielte seine Instrumentalklassiker wie Tierra Querida, Boedo, El Monito, Mala Junta oder Copacobana jeweils dreimal mit ganz unterschiedlichem Charakter ein: zunächst Ende der 20er-Jahre voller musikalischer Ideen, dann energiereich und wild um 1940 und noch einmal glatter nach 1950. MilongasSacas Chispas (1938) und De Contrapunta (1936) sind ausgefallene Milongas mit ungewöhnlichen Arrangements, auch die Interpretation des Klassikers No hay tierra como la mia (1939) ist beeindruckend. ValsesSorpresa de novia, Celoso por ti, Tu nombre oder Esmeralda treiben Tänzer mit viel Energie durch die Ronda!
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Orquesta típica Julio de Caro1931 im Gardel-Film Luces de Buenos AiresSaca ChispasClarisa Aragon and Jonathan Saavedra – Bratislava 2018No me pidas exclusivaHector Farrel 1941 |