Gricel de Aníbal Troilo Orchester Aníbal Troilo Musik: Mariano Mores 1916 – 2016 Text: José María Contursi 1911 – 1972 |
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EinführungTango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann (Enrique Santos Discépolo) ist ein Klischee, das so plattgetreten ist wie die Füße vieler Tangueros.
Die Texte des Tangopoeten José María Contursi, die er für seine Geliebte Gricel verfasste, nähren dieses Klischee mit jeder Textzeile.
Reif fürs Kino ist allerdings das über Jahrzehnte
andauernde, reale Liebesdrama, das Contursi dazu anregte,
eine Handvoll der bewegendsten Tangotexte zu verfassen.
Die erste Begegnung 1935
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1938: "Kuraufenthalt" bei Gricels Eltern in Capilla del
Monte
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1939 - 1945 Tangetexte voller Tragik Seine unerfüllte Sehnsucht, von der niemand in Buenos
Aires etwas ahnte, goss der Schwerenöter nun in
herzzerreißende Tangotexte, von denen sich die größten
Tangokomponisten der 40er-Jahre zu Höchstleitungen
inspirieren ließen. Titel wie En esta tarde gris (1941) Toda mi vida (1941) Mein ganzes Lebenund schließlich Gricel (1942) erzählen von Contursis unerfüllter Liebe. La noche que te fuiste (1945)
Gricel galt in ihrer Heimat nun als Gricel, la del
Tango, gewann weiter alle Schönheitswettbewerbe, war
auf Bällen umworben, aber erst 1949 heiratete die
Zweiundzwanzigjährige und bekam eine Tochter. Ihr Mann war
ein ähnlicher Frauenheld wie Contursi, er verließ, sie als
sie 40 war, sie lebt bei den Eltern und schlägt sich als
Lehrerin durch.
1962 Spätes Glück?
27 Jahre nach ihrer ersten Begegnung erfährt Gricel,
dass der mittlerweile verwitwete Contursi sich seit Jahren
von Depressionen verfolgt dem Alkohol hingibt und völlig
zurückgezogen vor sich hinvegetiert. Ohne zu zögern fährt sie sofort nach Buenos Aires, reißt
den großen Poeten aus seiner Agonie, die Liebe erwacht
erneut, sie heiraten 1967 und verbringen noch einige Jahre
in Capilla del Monte fern der alkoholischen Verlockungen
der Großstadt.
1972 Das EndeDas Happy End dieser bewegenden Liebesgeschichte dauerte
nur knapp fünf Jahre, 1972 verstarb Contursi, schon länger
an der Leber erkrankt. Gricel lebte über 20 Jahre alleine,
sie verstarb 1994 an einem Schlaganfall.
Contursi war die Tangopoesie tatsächlich in die Wiege
gelegt worden. |
Aníbal Troilo (1942/Francisco Fiorentino)Höranleitung Fast unvermittelt erklingt das zentrale, später vielfach
variierte Motiv: eine ansteigende Tonfolge, eine
abfallende Tonfolge sowie die harmonische Zusammenführung,
die die wehmütig gerufenen Silben von Gricel mehrfach
anklingen lässt. Der geringe Tonumfang steigert noch die
Melancholie. Doch es sind nicht nur diese Tonfolgen, die
miteinander zu sprechen scheinen: Vor allem der Pianist
Orlando Goñi, manchmal auch Troilo, beantworten kurze
Phrasen variierend und kommentierend. Für Tanzende sehr berechenbar basieren nahezu alle Tangos
auf jeweils halbminütigen Abschnitten (in der Regel acht
Takte á vier Schläge = 32 Schritte), genannt ‚Strophe’ und
‚Refrain’, die einander abwechseln. Gricel hingegen hat Abschnitte unterschiedlicher Länge,
und untypisch ist auch die Zweiteilung dieses Tangos: Erst
nach dem 1:40 langen Instrumentalteil setzt Francisco
Fiorentino mit seinem Gesang ein. Voller Tatendrang
stampft darunter zunächst ein kräftiger Rhythmus, der nach
wenigen Takten hinter die zögerlich-wehmütige Begleitung
durch Geigen und Bandoneon zurücktritt. Ab 2:02 gesellt sich noch eine in klaren Tönen
schwebendende Geigenmelodie dazu. Diese Eleganz, mit der Troilo seinen Sänger Fiorentino in das Orchester integriert und gleichzeitig den Text interpretiert, erkennt man auch bei 2:35 bis 2:45: Während der zentralen Textstelle porque no te olvidé (weil ich dich nicht vergessen habe) verstummt das Orchester nahezu vollständig, um darauf mit dramatisch klingenden Triolen wieder einzusetzen. Francisco Canaro (1942/Eduardo Adrian)Legendär versemmelt hat Canaro bzw. Mariano Mores, sein Arrangeur, Pianist, ja auch Komponist von Gricel, diese Interpretation!!Atilio Stampone (1971/Roberto Goyeneche)Die Weltmeister von 2015 rechtfertigen grandios choreographiert Goyeneches Wucht und Stampones Geigenteppiche.Lidia BordaCuarteto Bando (2011/Caio Rodríguez) |
Gricel
No debí pensar jamás en lograr tu corazón y sin embargo te busqué hasta que un día te encontré y con mis besos te aturdí sin importarme que eras buena... Tu ilusión fue de cristal, se rompió cuando partí pues nunca, nunca más volví… ¡Qué amarga fue tu pena!
No te olvides de mí, de tu Gricel, me dijiste al besar el Cristo aquel y hoy que vivo enloquecido porque no te olvidé ¡Gricel! ¡Gricel!
Me faltó después tu voz y el calor de tu mirar y como un loco te busqué pero ya nunca te encontré y en otros besos me aturdí… ¡Mi vida toda fue un engaño! ¿Qué será, Gricel, de mí? Se cumplió la ley de Dios porque sus culpas ya pagó quien te hizo tanto daño. |
GricelIch hätte nie gedacht dein Herz zu erlangen und trotzdem suchte ich dich
bis ich dich eines Tages fand
ohne dass es mir wichtig war, dass du gut warst…
Deine Illusion war aus Kristallglas
sie zerbrach als ich ging
Wie bitter war dein Kummer!
Vergiss mich nicht
deine Gricel,
und heute lebe ich im Wahnsinn
weil ich dich nicht vergessen habe
nicht einmal erinnerst du dich an mich…
und die Wärme deines Blicks
und wie ein Verrückter suchte ich dich
aber ich fand dich schon nicht mehr
Mein Leben war ganz und gar ein Betrug!
Was, Gricel, wird von mir bleiben?
Es erfüllte sich das Gesetz Gottes
denn seine Schulden hat er bereits gezahlt, der dir so
viele Schmerzen bereitet hat.
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